Krankheit im Verständnis der TCM
In der TCM manifestiert sich ein Ungleichgewicht im Energiefluss des Qi als körperliches und seelisches Erkrankungsbild. Je nach Störung bzw. Komplexität der Störung werden davon bestimmte Körperprozesse aus dem Gleichgewicht gebracht und erst dadurch treten typische einer Störung zuordbare Symptome auf. Die TCM legt besonderen Wert auf Prävention, d.h. der frühzeitigen Vermeidung von Disharmonien durch Erkennung und damit der rechtzeitigen Auflösung, sodass sich ein Ungleichgewicht gar nicht ers in einer körperlichen Symptomatik manifestieren kann. Auch geht die TCM davon aus, dass meist mehrere Faktoren zusammentreffen, um eine Störung auszulösen. Das resultierende Ungleichgewicht kann daher sowohl auf körperlicher wie auf psychischer Ebene gelagert sein, mit unterschiedlicher Schwerpunktsausprägung, und dementsprechend körperlich wie seelisch unterschiedlich stark ausgeprägte Beschwerden verursachen. Tritt z.B. Hitze (Fieber) oder eine stärkere Erregung auf, dann dürfte eine Yang-Dominanz bestehen, Frösteln und Schläfrigkeit hingegen deuten auf ein Übermaß an Yin. Akute, sehr schnell einsetzende Beschwerden sprechen für ein Überwiegen des Yang, während chronische (und damit langsam) verlaufende Erkrankungen einem Yin-Überfluß zugeordnet werden. Bringt man die Yin-Yang Energie wieder ins Gleichgewicht, wird die Erkrankung abklingen und das gesunde, vitale Qi wieder frei fließen können. Die Aktivität zur Genesung / Wiederherstellung des normalen, gesunden Qi-Flusses dazu umfasst sowohl die Behandlung der Symptome zur Linderung von deren Auswirkungen, falls angezeigt, aber vor allem die Bereinigung der Ursachen zur langfristigen Vermeidung eines Wiedererkrankung.
Störungen, welche zu Ungleichgewicht führen, können von innen, von außen, oder sonstigen Quellen herrühren.
Als innere Störquellen (Erkrankungsursachen) sieht man emotionale Befindlichkeiten an, welche sich auch auf Organe auswirken, da Körper - Geist - Seele ja eine untrennbare Einheit darstellen. Langanhalte Frustration, tiefe Trauer, ständige Sorgen etc. ziehen eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit nach sich, welche sich meist in typischen Erkrankungsbilder manifestiert. Chronische Beschwerden haben eine lange Geschichte, meistens einen mehr oder minder großen psychischen Anteil und bedürfen i.d.R. einer längeren Zeit zur Auflösung, während akute Beschwerden eher körperlicher Natur sind und auch schneller aufgelöst werden können.
Die TCM sieht folgende Emotionen als innere Auslöser:
- Freude und heftige Erregung, welche das Herz übermäßig beanspruchen
- Traurigkeit, welche zur Schwächung der Lunge führt
- Zorn, welcher die Funktion der Leber, der Milz und des Magens beeinträchtigt
- Sorgen und Grübeln, welche die Milz und auch die Lunge überlasten
- Angst, welche die Nieren schädigt
- Schock, welcher Nieren und Herz überlastet
Als äußere Störquellen (Erkrankungsursachen) sieht man externe, potentiell krankmachende Faktoren an, wie z.B. das Wetter, Elektrosmog, Umweltverschmutzung etc.. Wird das Wetter zu extrem, z.B. zu kalt oder zu heiß, zu feucht oder zu trocken usw., dann kann insbesondere ein bereits geschwächter Organismus Schaden nehmen. Die TCM beschreibt dem Prinzip der Dualität folgend je nach auftretender Symptomatik auch innere Erkrankungen mit den Begriffen äußerer Störquellen.
- Wind: ähnlich wie der Wind in der Natur treten Beschwerden akut auf, wechseln schnell ihre Lokalität und Intensität. Das ist etwa bei Hauterkrankungen der Fall, wenn z.B. der Juckreiz von einer Stelle zur nächsten springt. Zugeordnet wird der Wind dem Frühling und dem Element Holz.
- Hitze und Feuer: deren Symptome sind hohes Fieber, Schwitzen, Durst, eine rote Zunge und ein schneller Puls. Auch rote Hautausschläge und Sonnenbrand sind typische Hitze-Feuer Zeichen. Zugeordnet wird die Hitze / das Feuer dem Sommer und dem Element Feuer.
- Feuchtigkeit: symptomatisch sind Klebrigkeit, Unreinheit und Schwere. Der Feuchtigkeit ist es möglich, durch Kleidung in den Körper zu dringen, vor allem in die Gelenke, wo sie den Energiefluss hindert und so für chronische Gelenksbeschwerden sorgt. Zugeordnet wird die Feuchtigkeit dem Spätsommer und dem Element Erde.
- Trockenheit: Anzeichen dafür sind u.a. Halsschmerzen, eine trockene, rissige Zunge und eine trockene Haut. Zugeordnet wird die Trockenheit dem Herbst und dem Element Metall.
- Kälte: Anzeichen sind Frösteln, kalte Gliedmaßen, Blässe und das Bedürfnis nach Wärme. Da die Kälte erstarren lässt, kann das Qi nicht mehr richtig fließen. Zugeordnet wird der Kälte der Winter und das Element Wasser.
Als sonstige Störquellen (Erkrankungsursachen) sieht man alle Ursachen, welche nicht den inneren bzw. den äußeren Ursachen zugeordnet werden können. Diese werden kurz nachstehend beschrieben:
- Schwache Konstitution: der Energiestatus gibt die Konstitution eines Organismus wider und dieser wird vor allem von den Mitgaben (ererbtes Qi) der Eltern bestimmt. Über das Atem- und Nahrungs-Qi kann dieses zu einem gewissen Grad kompensiert, aber auch weiter geschwächt werden.
- Überanstrengung: verausgabt man sein verfügbares Qi durch übermäßige Anstrengungen geistiger wie auch körperlicher Natur, vor allem wenn man sich dazwischen keine Erholungsphasen gönnt, dann erschöpft man seine Lebensenergie.
- Sexuelle Verausgabung: durch eine übermäßige sexuelle Aktivität schwächt man seine Niere (Ursprungs-Qi). Ohne Ruhezeiten kann sich das Jing, die Essenz des Lebens, nicht erholen und wird so erschöpft.
- Ernährungsfehler: der Körper kann mit Mangel besser umgehen als mit Überfluss. Bei falscher Ernährung wird das Nahrungs-Qi in Mitleidenschaft gezogen, und damit auch das Blut, da über den Verdauungstrakt starke Belastungen in den Körper gebracht werden oder diesem Baustoffe zum Funktionieren in ungenügendem Umfage zugeführt werden. Exzessives Essen führt zu einer Feuchtigkeits- und Schleimansammlung im Organismus und beeinträchtigt wiederum die Verdauungsfunktion.
- Vergiftungen und Parasiten: dazu zählt man alle unnatürlichen, übermäßigen Umwelteinflüsse auf den gesamten Organismus, während man Würmer aller Art (Spulwurm, Bandwurm etc.) vor allem dem Verdauungstrakt und der Leber sowie der Gallenblase zuordnet, und damit zu Leere- und Schwächezuständen führt.
- Verletzungen und Unfälle: dazu zählt man heftige Stürze, starke Prellungen, Knochenbrüche und Sehenrisse. Diese bewirken eine Stagnation des Qi und des Blutes.
- Behandlungsfehler: dazu zählt man auch eine falsche Diagnose, eine nicht fachgerechte Diagnose, aus welcher zu einer bestehenden Erkrankung eine zusätzlich, weitere Erkrankung hervorgerufen, bzw. die bestehende Erkrankung verschlimmert wird.